RESTRUKTURIERUNG AUTOMOTIVE

MÜNCHEN
JUL 2025

Die siebte und letzte Etappe der
KEYPLAYER-ROADSHOW 2025:
„Restrukturierung in der
Automobilzulieferindustrie“

Einblicke in unsere
Diskussionsrunde

    Strukturelle Herausforderungen und strategische Perspektiven für die deutsche Automobil-
    zulieferindustrie

    // China als Beschleuniger – aber nicht für jeden
    Ein zentrales Thema der Diskussion war die wachsende Bedeutung des chinesischen Markts – und die damit verbundenen Chancen und Risiken für globale Zulieferer. In China entstehen derzeit neue Wachstumsdynamiken mit atemberaubender Geschwindigkeit. Der dortige Markt zeichnet sich durch radikale Prozessoptimierung, eine Reduktion auf das Wesentliche und ein ausgeprägtes „Hustling“-Mindset aus: Wer nicht mitzieht, verliert.

    Doch für viele europäische Mittelständler sind diese Bedingungen kaum adaptierbar. Die Prozesse sind dort teils um mehr als 50 % schneller als in der EU. Lieferanten, die ihre Wettbewerbsfähigkeit im chinesischen Kontext nicht unter Beweis stellen können, laufen Gefahr, abgehängt zu werden. Zugleich herrscht in China ein zunehmend ruinöser Preiswettbewerb, der zu einer baldigen Konsolidierung der OEM- und Zulieferlandschaft führen dürfte.

    Globale Akteure reagieren bereits: In den USA und Europa werden eigenständige China-Units aufgebaut, die unabhängig vom Hauptgeschäft agieren. Doch auch hier gilt: Der Marktzugang lohnt sich nur, wenn Produkt, Preis und Präsenz passen.


    // Transparenz ist die neue Währung
    Eines der drängendsten Probleme, insbesondere im mittelständischen Zulieferersektor, ist der Mangel an Transparenz. Viele Unternehmen wissen nicht, in welche Fahrzeuge, Modelle oder Märkte ihre Komponenten letztlich fließen – und damit auch nicht, welchen Einfluss diese Produkte auf ihre eigene Performance haben.

    Diese Intransparenz wird spätestens dann zum Problem, wenn es um die Finanzierung neuer Investitionen oder Sanierungsmaßnahmen geht. Banken und Kapitalgeber fordern klare Fakten – doch gerade diese fehlen häufig. Dabei ist Transparenz der Schlüssel, um strategisch auf das „richtige Pferd“ zu setzen: Denn wer heute nicht weiß, welche OEMs morgen zu den Gewinnern gehören, trifft Entscheidungen im Blindflug.


    // Führungskultur und Mindset: Der stille Wettbewerbsnachteil
    Ebenso deutlich wurden die kulturellen und strukturellen Defizite vieler europäischer Unternehmen angesprochen. Während in China, als auch in anderen Ländern wie z.B. der Schweiz, Leistungsbereitschaft, Disziplin und Tempo als Selbstverständlichkeit gelten (Stichwort: 45+ Stunden-Wochen und Wochenendarbeit), fehlen hierzulande zunehmend Vorbildfunktion im Management, eine gelebte Performance-Kultur und ein klares Commitment zu unternehmerischer Verantwortung.

    Zunehmend übernehmen externe Berater operative Aufgaben, weil interne Kapazitäten oder der Wille zur Umsetzung fehlen. Diese Entwicklung ist nicht nur teuer – sie steht auch für eine gefährliche Entfremdung vom eigenen Kerngeschäft.

    Hinzu kommt die politische Dimension: Das neue deutsche KI-Gesetz wurde als Beispiel für verpasste Chancen diskutiert – anstatt neue Technologien mutig zu fördern, werden sie reguliert, bevor sie sich entfalten können. Und während China strategisch investiert, fehlt es der EU an einem klaren Masterplan für industrielle Zukunftsfähigkeit.

    // Marktstrukturen im Wandel: Überkapazitäten, Unsicherheit, Druck
    Die wirtschaftliche Realität ist hart: Zahlreiche Unternehmen haben in den letzten Jahren, oft noch in der COVID-Phase, Kapazitäten aufgebaut, die heute nicht mehr benötigt werden. Die Folge: Betriebsschließungen, Überkapazitäten, steigende Fixkosten und ein strukturell fragiles Geschäftsmodell.

    Die Kombination aus hoher Volatilität, steigenden Kapitalkosten und unsicheren Absatzvolumina führt dazu, dass Marge und Risiko in keinem vertretbaren Verhältnis mehr stehen. In der Folge nimmt die Angst vor Insolvenzen deutlich zu – doch selbst hier fehlt es an Struktur: Insolvenzverfahren sind langwierig, teuer und ineffizient. Käufer finden sich kaum. Gleichzeitig fehlt vielen Unternehmen die nötige Erfahrung im Umgang mit solchen Ausnahmesituationen.

    M&A und strategische Partnerschaften bleiben oft die einzige Option – doch diese Schritte erfordern Mut, Einsicht und Entschlossenheit. Zu oft müssen Unternehmen vor ihren eigenen Eigentümern „geschützt“ werden, wenn notwendige Entscheidungen nicht getroffen werden.


    // OEM-Zulieferer-Beziehung auf dem Prüfstand
    Ein weiteres wichtiges Thema war die Frage, wie OEMs und Zulieferer künftig besser zusammenarbeiten können. Positive Beispiele wie Toyota zeigen, wie partnerschaftliches Denken entlang der Wertschöpfungskette funktioniert: statt Druck von oben - gemeinsame Zielsetzung, geteiltes Risiko, geteilter Gewinn.

    Die Branche steht vor der Frage: Wer sind die Lieferanten, die bleiben werden? Eine frühzeitige Abstimmung zwischen OEMs ist essentiell, um diese Auswahl konstruktiv zu gestalten – nicht reaktiv, wenn es bereits zu spät ist.


    // Dank & Ausblick
    Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmenden für ihre Zeit, Offenheit und das Vertrauen, in einem geschützten Rahmen auch kritische Themen anzusprechen.

    Unsere Veranstaltungsreihe hat erneut gezeigt: Der Bedarf an Orientierung, Austausch und belastbaren Impulsen ist groß. Und die Roadshow war ein Format, das diesem Anspruch gerecht wurde.

    Deshalb werden wir die KEYPLAYER Automotive Roadshow 2026 fortsetzen – mit weiteren Terminen in verschiedenen Städten Deutschlands.


    Zudem führen wir im September 2025 ein kompaktes, interaktives Webinar zur Thematik durch: Automotive Roadshow 2.0. Dort werden wir die in der Roadshow gesammelten Themen vertiefen, neue Perspektiven aufzeigen und den digitalen Austausch ermöglichen – für alle, die an den Präsenzterminen nicht teilnehmen konnten, aber trotzdem Teil der Diskussion sein wollen.

    Ihr persönlicher Ansprechpartner für die KEYPLAYER X CHANGE ROADSHOW AUTOMOTIVE 2025

    Alexander Kujumdshiev
    PARTNER & DIRECTOR AUTOMOTIVE
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